Deutsche Biographie

 

Richard Wall wurde am 7.12.1953 in Engerwitzdorf (OÖ) als Sohn des Landarbeiters Josef Wall & der Hausfrau & Tagelöhnerin Anna Wall, geborene Lausecker, geboren.

 

Pflichtschulen (VS in Katsdorf, HS in Gallneukirchen, Matura am Mus. päd. BRG in Linz); diverse Studien & Brotarbeiten (Hilfsarbeiter, Restaurator, Briefträger etc.), Studium der Kunstpädagogik & Malerei an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz (heute Kunstuniversität), Mag. art. Literarische, malerische, grafische und fotografische Arbeiten.

 

Veröffentlichungen der Bilder und Texte seit 1980 in Anthologien, Ausstellungen, Kultur- und Literaturzeitschriften.

 

In den 1990er-Jahre bis 2008 Organisator der „Tage irischer Literatur/The Road West“ im Stifterhaus Linz. Langjähriger Organisator und Moderator der GAV-Reihe „Literatur aus Tschechien“ in Kooperation mit dem Stifterhaus Linz.

 

Zusammen mit M. Rutt Kurator der Ausstellung „Schnittstellen: Literatur und Bildende Kunst“ an der Kunstuniversität Linz, 2003.

 

Beiträge in ORF, Radio Praha, Radio Pilsen und im Südböhmischen Rundfunk.

 

Seit 1975 regelmäßige Aufenthalte in Irland.

 

Mitglied der Grazer Autorenversammlung (GAV), der IG Autorinnen Autoren, des PODIUM, der Künstlergruppen CART & „Sinnenbrand“.

 

Brief-Korrespondenzen u.a. mit den Autorinnen/Autoren Michael Guttenbrunner, Wien & Saas Fee (von 1998 bis zu seinem Tod 2004), Wulf Kirsten, Eva Bourke, , Reinhold Aumaier, Helga Hofer, Erwin Einzinger, Josef Hiršal und Bohumila Grögerová, Prag (in den 90er-Jahren); Josef Hrubý, Pilsen, seit Anfang der 90er Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 2017; Mail-Art-Projekte u.a. mit Anna und Karel Kocourkoví (Pilsen), Kurt Lackner (Ottensheim) und Hans Eichhorn (Attersee).

Teilnahme am internationalen Poesiefestival „Poezie bez hranic“ in Olomouc/Olmütz 2002, am internationalen Jan Smrek-Festival in Bratislava 2007, & am XI. Internationalen Lyrikfestival „Meridian“ in Czernowitz.

 

Ausstellungen (Auswahl):

 

Wien (Galerie Artmark, 2007), Leonding (44er Haus, 2008), Zell/Pram (Schloss, 2008), Obermühl (Schloss Blatná (Tschechien), Galerie Wolf Ruprecht, 2008), Pregarten (Galerie CART, 2009), Vöcklabruck (Galerie im Lebzelterhaus, 2009), Pregarten (Kulturhaus Bruckmühle, 2010), Engerwitzdorf (Gemeindeamt, 2011), Linz (Pädagogische Hochschule Diözese, 2011), Wetzlar (Phantastische Bibliothek, 2011), Linz (Galerie der Generaldirektion der Generali Gruppe, 2013), Wels (Galerie Forum, 2014), Salzburg (Berchtholdvilla, 2015) etc.; derzeit Teilnahme an der Ausstellung „Kultur braucht Kunst!“ im Schlossmuseum Linz. etc.

 

 

Stipendien und Auszeichnungen

 

2001 Romstipendium des Bundeskanzleramts

2002 Projektstipendium des Bundeskanzleramts für Rom. Ein Palimpsest

2004 Stipendium des Büros für kulturelle Auslandsbeziehungen des Landes OÖ in Paliano/Lazio

2004 Stipendiat der Villa Stonborough-Wittgenstein/Gmunden

2007 Stipendium mit Atelieraufenthalt in Český Krumlov

2014 „Artist in Residence“ im Heinrich Böll-Cottage auf Achill Island, Co. Mayo, Irland

2016 Projektstipendium BKA

2006 Buchpreis des Bundeskanzleramts für Rom. Ein Palimpsest.

2009 Buchprämie 2009 des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur für Unter Orions Lidern

2018 Sudetendeutscher Kulturpreis für Literatur und Publizistik

2020 Einladung zum XI. Internationalen Lyrikfestival „Meridian“ in Czernowitz, Ukraine.

 

Über Wall: Herbst 2017: Künstliches Licht. Kulturwissenschaftliche Interventionen: Richard Wall, mit einem Essay von Dr. Markus Vorauer zu Walls Werk, mit einem Interview, Lektüretipps und unveröffentlichte Texte. Fotografien von Helmut Steinecker. www.kuenstlicheslicht.com/kl_12.htm 

 

Publikationen:

 

·         Aufflüge und Bruchlandungen. Linz: Einblicke 1980.

        ·         Ringsherum Schnee. Gedichte und Prosa aus der Pendlerprovinz. Bremen 1987.

 

  • Die Nacht wird kalt. Gedichte. Linz: Veritas, 1988.
  • Blackthorn. Mit der Sichel das Korn. Irisches Reisejournal. (Mit Moya Cannon, Francis Harvey). Weitra: Bibliothek der Provinz, 1989.
  • Sommerlich Dorf. Vom schöneren Leben auf dem Lande. Miniaturen Variationen Spaziergänge. Weitra: Bibliothek der Provinz, 1992.
  • Schwellenlicht - Schattenbahn. Gedichte. Weitra: Bibliothek der Provinz, 1995.
  • Steine. Spuren. Labyrinthe. Reiseskizzen von Venedig, Irland und Böhmen. Linz: Grosser, 1996.
  • HerzAsphaltMörderGrubenRhapsodie. Klagenfurt: Ritter, 1997.
  • Wittgenstein in Irland. Klagenfurt: Ritter 1999.
  • Stein- und Neonschrift. Gedichte. Baden: Grasl, 2000.
  • Wittgenstein in Ireland. Reaktion Books London, 2000
  • Klemens Brosch oder Eine Einübung ins Unmögliche. Ein Triptychon. Klagenfurt, Wien: Ritter, 2001.
  • Siebzehn und vier. Gedichte und Balladen. Wien/Linz: Resistenz, 2003.
  • Anonyme Inventuren/Anonymni inventury. Gedichte deutsch-tschechisch. (Übersetzung Josef Hrubý), mit 7 Graphiken des Autors. Pilsen: Verlag pro libris/edition zrcadlo 2004
  • Rom. Ein Palimpsest. Klagenfurt, Wien: Kitab, 2006.
  • Am Rande. Gedichte. Aachen: Rimbaud, 2006.
  • Mägde, Mühlen und Rebellen. Geschichte und Geschichten aus dem Gusental. Alberndorf, Altenberg, Engerwitzdorf, Gallneukirchen, Katsdorf, Unterweitersdorf. Ill.: Christoph Raffetseder. Grünbach: Steinmaßl, 2007.
  • Wortwerkstätten Michael Guttenbrunners. Wien: Löcker 2009.
  • Unter Orions Lidern. Gedichte. Wien: Löcker, 2009.
  • Connemara. Im Kreis der Winde. Wels: Mitter Verlag, 2011.
  • Gehen gegen den Wind. Gedichte. Notate. Stimmen Wien: Löcker, 2012.
  • Irgendetwas zieht immer weitere Kreise. Bukolische Prosa. Erlangen: Wildleser Verlag 2012.
  • Ausgewählte Gedichte. Richard Wall, Podium Porträt 73 Wien: Podium, 2013.
  • Kleines Gepäck. Unterwegs in einem anderen Europa.  Klagenfurt: Kitab, 2013.
  • Streith. Gedichte. Neue Lyrik aus Österreich, Band 6, Horn: Berger, 2014.
  • In der Leere das Sitzen. In der Drift der Tage. Kurzprosa. Wien: Löcker, 2014.
  • Feld, Wiese, Apfel, Stadel, Stall, Sau, Pferd, Kuh, Ofen, Brot oder Holz. Bruchstücke einer Biographie. Mit Lithographien von Andreas Ortag, Horn: Edition Thurnhof, 2015.
  • Achill. Verse vom Rande Europas. Als Artist in Residenz im Böll-Cottage auf Achill-Island. Mit Mischtechniken von Martin Anibas. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich, 2016.
  • Fränkische Momente. Wege – Orte – Personen. Zusammen mit Klaus Gasseleder, Wildleser Verlag Erlangen 2018.
  • Streumond und Nebelfeuer, Gedichte, Löcker Verlag, Wien 2019
  • Gehen, Prosa, Stadtlichter Presse, Wenzendorf bei Hamburg, 2019
  • Am Äußersten. Irlands Westen, Tim Robinson und Connemara. Wildleser Verlag, Erlangen 2020.

 

 

 

 

 

 

Richard Wall: Streumond und Nebelfeuer, Gedichte,

 

Löcker, Wien 2019, 152 Seiten, Euro 19,80

 

 

 

Mit  STREUMOND UND NEBELFEUER  betritt ein bedeutender

 

Lyriker, Prosaist und Bildender Künstler Österreichs, nämlich

 

Richard Wall erneut die kleine, aber feine Bühne der Poesie

 

und liefert auch gleich das Umschlagbild des schön gestalteten

 

Gedichtbandes mit.

 

Seine Ars poetica hat sich in jahrzehntelanger Arbeit im Grenzbereich

 

zwischen Bild und Sprache an einem geistesgegenwärtigen Spiegel

 

geschliffen, der, gleichzeitig Rück- und Vorderseite, sozusagen den

 

Sprachraum extrem krümmend eine Einstein-Rosen-Brücke zwischen

 

Hier und Dort, zwischen äußerster Nähe und innerster Ferne erzeugt, Erinnerungen ausleuchtend und gleichzeitig Zukunft antönend, und

 

dies im Bewusstsein, dass diese Zeitenfolge nur ein vorläufiges

 

Konstrukt ist.

 

Die große Spannweite Wall’scher Geistesflüge, das breite Spektrum,

 

worin sich Wahrnehmung, Erinnerung und Reflexion zu Versen

 

vereinbaren und einander die Feder reichen, auch nur in Umrissen

 

deutlich werden zu lassen erscheint dem Rezensenten in diesem be-

 

grenzten Rahmen als ein Unterfangen, das selbst einem glücklichen, j a

 

übermütigen Sisyphos wohl dunkle Wolken auf die Stirn zauberte.

 

Da erscheinen beispielsweise im Zyklus UNI-PER-VERS-UM präzise

 

Befunde der  (Un)Weltlagen z.B. im Gedicht ZUR LAGE (p73)

 

Welt/Eine Spule, aus der sich jede und jeder/Seine irren//irrenden Fäden spinnt./...

 

und erhält im Gedicht RÄTSEL (p92) aus dem Zyklus WIRBELBLICKE

 

der Widerstand gegen eine augenscheinlich ökologisch und in ihrer

 

Humanität missglückende Welt in Form auch des poetischen Wortes seine gültige Punze: … Erfolgreich Widerstand/Zu erkennen in/Erleuchteten Wänden –//

 

Und den Schatten Gaben bringen/Über Gräber hinweg- /Sing wenn du wieder zu dir kommst.//Sing! 

 

Dann wiederum wird das vom Dichter noch Wahrzunehmende, das dem allgemeinen Blick schon unsichtbar geworden ist, im Gedicht BLICKWIRBEL

 

an einigen Beispielen als ein geheimnisvolles Atmen von Leben & Tod vor Augen und Ohren geführt, ein Atmen, das in KLAVIATUR DES LICHTS (p94)

 

aus dem Blickwinkel des Bildenden Künstlers das Verschwinden des Lichts in folgende Synästhesie fasst: …Das Geschaute ihn ihm/Als Dreiklang/verweht.

 

Unmittelbar Erlebtes führt bei Wall zu Gedanken, die ihrerseits wieder

 

in der Reflexion des/der Lesenden zu Erlebnissen werden, ja manchmal

 

auch zu Ersterbnissen, wenn der Poet in hellwacher Achtsamkeit der Natur gegenüber, nun selbst mit ihr ein Wesen, ein Wehen, ihre/seine Vergänglichkeit oder Zerstörung in Gedichten wie DAS ZITTERN DER ÄSTE IN MIR (p55), UFERBEREINIGUNG (p64) oder EPITAPH AUF EINE QUELLE (p65) zur Sprache bringt.

 

 

 

Und so führt Richard Wall unbeirrt sein Logbuch durch all die

 

Wellengänge seiner Tage und Nächte und hinterlässt uns keine Strohfeuer,

 

sondern Leuchttürme, die uns in dieser Zeit der großen Umbrüche

 

helfen, Kurs zu halten. Ahoi!